Bräuche in Wallern
Weihnachtsbräuche
Am heiligen Abend, wenn die Glocken zur Krippenandacht läuten, wird das ganze Haus geräuchert. Der Bauer oder die Bäuerin legen in ein Häferl Glut und geben darauf Weihrauchkörner oder die getrockneten Blumen von einem Fronleichnamsaltar. Mit mächtiger Rauchentwicklung räuchert man zuerst die Wohnräume und dann die Stallung.
In jedem Haus wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Der Baum steht meistens vor dem Fenster, die Fensterläden sind offen, sodass die Vorübergehenden den Baum bewundern können. Unter dem Lichterbaum liegen die Geschenke. Auch steht dort ein Teller mit grüner Weizensaat, die zu Barbara, am 4. Dezember, angebaut wurde. In der Mitte brennt ein Öllichtlein.
Bis zum Jahre 1938 gingen die Kinder von Haus zu Haus ansingen und bekamen von den Hausleuten Nüsse, Äpfel oder Geld. Wenn der erste Ansänger ein Bub war, so wurde er besonders reichlich beschenkt, da er Glück ins Haus bringt.
Vor der Mette singen Burschen und Mädchen vor der Mariensäule auf dem Dorfplatz Weihnachtslieder. Nach der Mette wird Sulz oder Presswurst gegessen.
Zur Jahreswende wird wieder das Haus geräuchert. Am Abend ziehen die Musikanten und einige Mädchen von Haus zu Haus und wünschen mit Musik und Gesang den Leuten ein glückliches neues Jahr.
Neujahrsbräuche
In der Silvesternacht ziehen die Musikanten und Mädchen von Haus zu Haus das neue Jahr "eingeigen". Es werden die Neujahrslieder gesungen und die Musikkapelle spielt lustige Neujahrsweisen. Darauf wird das Fenster geöffnet und den Musikanten Geld herausgegeben. Leute, die auf die guten Wünsche keinen Wert legen und kein Geld hergeben wollen, klopfen während des Spieles ab. Wenn überall das Neujahr "eingewunschen" ist, gehen Mädchen und Burschen ins Gasthaus und tanzen bis Mitternacht. Punkt 24 Uhr wird das Licht ausgelöscht und auf die Tür die kommende Jahreszahl und die Buchstaben K M B (Kaspar, Melcheor, Balthasar) geschrieben. Alle Anwesenden wünschen sich gegenseitig ein glückliches neues Jahr. Der Tanz geht dann weiter bis in die Früh.
Am Neujahrsmorgen gehen die Kinder zu den Verwandten und Bekannten und wünschen ein glückliches neues Jahr mit folgendem Spruch: " I winsch eink a glückseligs neugs Jahr, a frisch und a gsunds, das liabl Jesukind mit der kraustn Haar winsch i enk zum neuen Jahr!" Darauf bekommen sie vom Hausherrn Geld oder irgend eine Gabe. Kommt zuerst ein Knabe, so heißt es Glück, ein Mädchen bedeutet Unglück. Ein Aberglaube besagt, man soll am Neujahrestage nichts Unrichtiges machen, sonst tut man es das ganze Jahr hindurch.
Am Abend des Neujahrstages gehen die Bauern und die Knechte in die Gasthäuser, wo die Aufdingung der Knechte für das nächste Jahr stattfindet. Die Bauern reden die Knechte an, verhandeln mit ihnen über den Lohn und sichern sich auf diese Weise die Arbeitskraft für ihren Hof. So war es bis 1940. während des Krieges kann der Arbeitsplatz nur mit Genehmigung des Arbeitsamtes gewechselt werden.
In manchen Häusern wird auch am Neujahrstag das Haus ausgeräuchert.
6. Jänner, Tag der Hl. drei Könige
An diesem Tag wird der Weihnachtsbaum abgeräumt. Der Schmuck wird auf das nächste Jahr aufgehoben. Zucker und Backwerk bekommen die Kinder. Bei Eintritt der Dunkelheit räuchert der Bauer oder die Bäuerin die Wohnung und die Stallungen aus und schreibt mit der Kreise auf die Anfangsbuchstaben der Hl. drei Könige (K+M+B) und die Jahreszahl. Bis zum Jahre 1938 kamen aus der Nachbarortschaft Pamhagen als Heiligendreikönige verkleidete Zigeuner, die als Sternsinger auftraten.
Beim Federnschleißen
Wenn die Bäuerin viele Federn hat, so werden Verwandte und bekannte Frauen und Mädchen eingeladen, die Federn zu schleißen. Alles setzt sich abends rund um den Tisch. Die Hausfrau gibt einen großen Haufen Federn auf den Tisch, wovon sich jede ein kleines Häuflein nimmt. Während des Federschleißens wird erzählt und gesungen und über die lieben Mitmenschen getratscht.
Oft machen die Burschen einen Spaß und lassen Spatzen in das Zimmer fliegen, die in ihren ängstlichen Herumflattern die Federn aufwirbeln. Um 10 oder 11 Uhr nachts wird Schluss gemacht. Die Bäuerin stellt dann Tee und Butterbrote auf den Tisch, das mit großem Appetit verzehrt wird. Beim Nachhausegehen nehmen die Mädchen die "Schleißel", das sind die Federkiele, in der Schürze mit und streuen sie auf der Gasse vor die Häuser solcher Mädchen, denen sie damit Ärgernis bereiten wollen. Den Abschuss des Federschleißens bildet der sogenannte "Federnzipf". Die Bäuerin macht dazu Bäckereien und Tee, sie bewirtet ferner ihre Mitarbeiterinnen mit geselchtem Fleisch und Wein. Dieser Federnzipf ist ein geselliges, fröhliches Zusammensein. Oft kommt es vor, dass Burschen sich mit einem aus Futterrüben " verfertigten " "Bagundermandl" einfinden, das in seinen Händen einen Zettel hält, in dem sämtliche anwesenden Mädchen in Versen (Gstanzln) verulkt werden.
Beim Kartoffelreiben
Wie beim Federschleißen kommen Verwandte und Bekannte am Abend zusammen. Die gewaschenen Kartoffeln werden in einen Trog gegeben. Alle stellen sich rings um diesen und beginnen zu reiben. Es wird Stärke gemacht. Da geht es wieder lustig zu. Die geriebenen Kartoffeln kommen in reines, kaltes Wasser, dort wird die Stärke ausgelaugt. Die Treber werden ausgedrückt und verfüttert. Nach einigen Tagen setzt sich die Stärke zu Boden. Das Wasser schöpft man ab. Es bleibt ein weißer Brei zurück, der nach Verdunstung der Feuchtigkeit fest wird. Die Stärke wird zuletzt auf dem Dachboden zur Gänze getrocknet. Die Überreste der Kartoffeln (Treber) werden in Gugelhupfformen gepreßt und von den Mädchen in der Nacht in den Fenster anderer Mädchen gestellt. Sie sollen sich darüber ärgern.
Dieses Kartoffelreiben wird nicht mehr in den Ausmaße betrieben wie vor ca. 10 Jahren, da das Stärken der Röcke nicht mehr Mode ist.
Faschingszeit
Der Fasching in unserem Heimatort dauert drei Tage. Am Faschingsonntag werden von der Bäuerin die Faschingskrapfen gebacken. Der erste Krapfen wird den Hühnern gegeben, dass sie das ganze Jahr hindurch fleißig Eier legen sollen. Jede Hausfrau trachtet, dass ihre Krapfen ein schönes weißes Rampftl bekommen. Sie schickt auch den Verwandten einige, damit sie sie begutachten können. Nachmittags um 3 Uhr geht der Fasching im Dorfe los. Die Musikanten spielen vor dem Gasthaus einen Marsch, der die Mädchen aus den Häusern locken soll. Sie kommen auch in Scharren und stellen sich in der Nähe des Gasthauses auf. Die Burschen rufen sie winkend zum Tanz. Nach dem Einleitungsmarsch beginnt im Gasthaus der Tanz, der bis in den Morgenstunden dauert. Nicht selten gibt es eine Rauferei. Abends werden die Burschen von den Mädchen zum Abendessen in ihrer Familie eingeladen.
Am Montag beginnt der Fasching erst richtig. Nachmittags um 3 Uhr wird dieser mit dem Tanzen begonnen. Für das Kleinvolk sind Zuckerstände und Schießbuden errichtet. Bei diesen gibt es immer eine Drängerei und Balgerei. Abends gehen die Alten auf den Fasching. Es werden Bälle veranstaltet, vom Kriegerbund oder von der Feuerwehr. Obwohl die Frauen im allgemeinen nie ins Gasthaus gehen, bringen zu den Bällen die verheirateten Männer auch ihre Frauen mit. In fröhlicher Stimmung wird gegessen, getrunken und getanzt. Verschiedene Gewinne, wie Torten, Bäckereien, Spielsachen und Juxartikel werden verlost. Das fröhliche Beisammensein dauert bis in den ersten Morgenstunden.
Der Faschingsdienstag gehört der Jugend. Nach dem Mittagessen beginnt der Tanz. es gibt ein ziemliches Durcheinander. Getanzt werden Polka und Walzer.
Größere Burschen verkleiden sich als Faschingsnarren und fahren mit dem "Teufelsrad" durch das Dorf, begleitet von dem Geschrei der Kinder. Das "Teufelsrad" ist ein großes Wagenrad, auf dem zwei Strohpuppen als Mann und Weib verkleidet stehen. Dieses Rad ist an einen Wagen, der von zwei schöngeschmückten Pferden gezogen wird, angehängt. Während des Fahrens dreht sich das Wagenrad (Teufelsrad). Es sieht aus, als ob die zwei Figuren tanzen würden. Das erregt immer das größte Interesse und Aufsehen bei der Dorfjugend. Bei diesem Umzug laufen alle Kinder der Gemeinde mit. Jeder muss gut laufen können, denn sonst bekommt er tüchtige Prügel von den Faschingsnarren. Diese führen oft die ulkigsten Sachen mitten im Dorfe auf. Sie kommen aber auch in die Häuser und holen sich einen Faschingskrapfen oder ein Glas Wein. Wenn sie dann in die Gasthäuser kommen, haben es die Mädchen eilig, denn Gläser und Flaschen fliegen. Der Faschingsumzug dauert zum Leidwesen der Dorfjugend nur einige Stunden.
Der Fasching nimmt zu Mitternacht sein Ende. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit.
Die Fastenzeit
Während der Fastenzeit sind die Mädchen an den Abenden meistens zu Hause oder im Nachbarhaus, wo sie nähen, stricken oder andere Handarbeiten verrichten. Die Burschen kommen in einem Haus oder im Gasthaus zum Kartenspiel zusammen. In der Fastenzeit wird am Mittwoch und Freitag kein Fleisch gegessen. Allabendlich zum Gebetläuten wird in den Häusern rund um den Tisch kniend der schmerzhafte Rosenkranz gebetet. Dies dauert bis zum Gründonnerstag. In der Fastenzeit ist jede Unterhaltung eingestellt.
Die Osterzeit
In der Karwoche wird im Hause alles gereinigt und gründlich gemacht für das kommende hohe Fest. Besonderer Wert wird auf das Tünchen der Gasse gelegt.
Am Gründonnerstag beginnt das "Ratschen". Da fahren die Buben mit der "Ratsche" (Karre) durch das Dorf. Zeitweise machen sie halt und rufen folgenden Spruch: "Mir ratschen, mir ratschen den Englischen Gruß, a jeder Christ beten muss. Fallts nieder, fallts nieder auf eure Knie, bets a Vaterunser und drei Ave Maria!"
Die sonst üblichen Glockenzeichen zum Gottesdienst werden auch durch das Ratschen ersetzt.
Der Karfreitag ist der große Fasttag. Den ganzen Tag wird im Herd kein Feuer gemacht, und es werden nur kalte, leichte Speisen gegessen, usw. zu Mittag. Erst am Abend wird Kaffee oder Tee mit Beugel gegessen. Die Leute sind tagsüber in der Kirche.
Am Karsamstag gehen die Buben nicht mehr ratschen, denn die Glocken kamen aus Rom bereits zurück. Die Buben sammeln vormittags in den Häusern die Eier ein, die sie für das Ratschen bekommen. Die Hausfrau färbt am Nachmittag die Ostereier. Bei Eintritt der Dämmerung wird die Auferstehungsprozession abgehalten. Unter Glockengeläute und Mitwirken der Musikkapelle geht die Prozession von der Kirche aus durch die Hauptstraße. In den Fenster der Häuser stehen brennende Kerzen. Der Dorfälteste trägt die Statue des auferstandenen Heilandes. Nach der kirchlichen Feier wird das üppige Nachtmahl bestehend aus geselchtem Fleisch, Kuchen und Wein eingenommen.
Am Ostersonntag in der Früh findet in der Kirche die Fleischweihe statt. Zu dieser Weihe tragen die Kinder, in ein weißes Tuch eingebunden, geselchtes Fleisch, Eier, Brot und Salz in die Kirche, wo die Speisen vom Pfarrer geweiht werden. Daheim werden sie dann als erste Speise des Tages restlos aufgegessen. Kinder armer Leute kommen im Laufe des Morgens um Ostereier zu bitten. Zu Mittag gibt es dann wieder eine festliche Mahlzeit.
Am Ostersonntag gehen Alt und Jung nachmittags auf die Wiese, wo die Kinder Eierpecken und Eierschieben. Ein Ringelspiel (Karussell) und Zuckerstandl sorgen für die Belustigung der Kinder. Meistens wird auch ein Fussballwettkampf ausgetragen.
Am Ostermontag fahren die Bauern in die Nachbargemeinden, um ihre Verwandten zu besuchen. Das heißt man "nach Emaus fahren". Nachmittag wird getanzt.
Maibaumstellen
Am 30. April in der Nacht stellen die Burschen im Orte Maibäume auf. Jede Kameradschaft stellt bei gewissen Häusern einen 10 - 12 m hohen Maibaum, der auf den Wipfel ein mit bunten Bändern geschmücktes Föhrenbäumchen trägt. Der Baum bleibt während des ganzen Monats stehen. Die geehrten Hausherren zahlen der betreffenden Kameradschaft für den Baum 20.- bis 30.- RM, das dann im Gasthaus verjubelt wird. In der Regel werden Maibäume dem Bürgermeister, den Gastwirten, der Gemeindevorstehung, dem Obmann der Milchgenossenschaft, dem Arzt, dem Leiter der Schule, den Kaufleuten und dem Pfarrer gestellt. Die Burschen gedenken auch ihrer Mädchen indem sie ihnen aufs Dach vor dem Hauptplatz vor dem Fenster mit bunten Bändern geschmückte Zweige oder auch eine Strohpuppe aufstellen.
Der Kirtag
Auf diesen Tag freut sich jung und alt. Die ganze Woche vorher wird gründlich gemacht und das Haus und die Gasse getüncht. Am Donnerstag oder Freitag sieht man schon hochgebackte Wagen ins Dorf fahren, die Ringelspiele, Schaukeln, Schießbuden und Zuckerstandln bringen. Mitten im Dorf wird das alles abgeladen. Natürlich ist da gleich die ganze Dorfjugend dabei. Wenn man an diesen Tagen in die Häuser kommt, spürt man, dass Bäckereien und Süßwerk gebacken wird. Alles ist im Hause blitzblank. Der Samstag ist der Tag, an dem sämtliche Tiere, die für den Kirchtagsschmauß vorgesehen sind, geschlachtet werden.
Am Kirtagmorgen hört man auf der Straße hämmern und nageln, es werden die verschiedenen Buden aufgestellt. Die Festtafel ist an diesem Tag besonders reich. Die Speisenfolge sieht etwa so aus:
Hühnersuppe, gekochtes Rindfleisch, Schweinsschnitzel, Backhendl, gebratene Gans, gebratenes Kalbs- und Schweinefleisch. Dazu verschiedene Salate, Bäckereien, Torten, eingekochte Früchte, Wein und Bier. Die Speisen bleiben den ganzen Tag auf dem Tische stehen, damit jeder und zu jeder Zeit nach Herzenslust essen kann.
Nach dem Essen geht dann der Kirtag auf der Straße los. Das Ringelspiel fängt an sich zu drehen, die Schaukel schwingen in der Luft, die Buden werden umdrängt, das Knallen der Kinderpistolen ist weit zu hören, ein lustiges Treiben ist im ganzen Dorfe im Gange. Vor den Gasthäusern sind Tanzhütten errichtet, wo gespielt und getanzt wird. Die Mädchen erscheinen alle in einem neuen Kleid, das während des Tanzes gewechselt wird. Die Mädchen nehmen die Burschen mit zum Abendessen. Zum richtigen Kirtag gehört auch die übliche Sauferei. Der Tanz dauert bis in den Morgenstunden. Zeitlich in der Früh kommen die Burschen in die Häuser um einen schwarzen Kaffee und singen im Dorfe auf und ab. Nachmittag wird das lustige Treiben fortgesetzt. Der Kirtag wird am Sonntag von Matthäus am 21. September oder am nachfolgenden Sonntag gefeiert.
Weihnachtsbräuche
Am heiligen Abend, wenn die Glocken zur Krippenandacht läuten, wird das ganze Haus geräuchert. Der Bauer oder die Bäuerin legen in ein Häferl Glut und geben darauf Weihrauchkörner oder die getrockneten Blumen von einem Fronleichnamsaltar. Mit mächtiger Rauchentwicklung räuchert man zuerst die Wohnräume und dann die Stallung.
In jedem Haus wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Der Baum steht meistens vor dem Fenster, die Fensterläden sind offen, sodass die Vorübergehenden den Baum bewundern können. Unter dem Lichterbaum liegen die Geschenke. Auch steht dort ein Teller mit grüner Weizensaat, die zu Barbara, am 4. Dezember, angebaut wurde. In der Mitte brennt ein Öllichtlein.
Bis zum Jahre 1938 gingen die Kinder von Haus zu Haus ansingen und bekamen von den Hausleuten Nüsse, Äpfel oder Geld. Wenn der erste Ansänger ein Bub war, so wurde er besonders reichlich beschenkt, da er Glück ins Haus bringt.
Vor der Mette singen Burschen und Mädchen vor der Mariensäule auf dem Dorfplatz Weihnachtslieder. Nach der Mette wird Sulz oder Presswurst gegessen.
Zur Jahreswende wird wieder das Haus geräuchert. Am Abend ziehen die Musikanten und einige Mädchen von Haus zu Haus und wünschen mit Musik und Gesang den Leuten ein glückliches neues Jahr.
Neujahrsbräuche
In der Silvesternacht ziehen die Musikanten und Mädchen von Haus zu Haus das neue Jahr "eingeigen". Es werden die Neujahrslieder gesungen und die Musikkapelle spielt lustige Neujahrsweisen. Darauf wird das Fenster geöffnet und den Musikanten Geld herausgegeben. Leute, die auf die guten Wünsche keinen Wert legen und kein Geld hergeben wollen, klopfen während des Spieles ab. Wenn überall das Neujahr "eingewunschen" ist, gehen Mädchen und Burschen ins Gasthaus und tanzen bis Mitternacht. Punkt 24 Uhr wird das Licht ausgelöscht und auf die Tür die kommende Jahreszahl und die Buchstaben K M B (Kaspar, Melcheor, Balthasar) geschrieben. Alle Anwesenden wünschen sich gegenseitig ein glückliches neues Jahr. Der Tanz geht dann weiter bis in die Früh.
Am Neujahrsmorgen gehen die Kinder zu den Verwandten und Bekannten und wünschen ein glückliches neues Jahr mit folgendem Spruch: " I winsch eink a glückseligs neugs Jahr, a frisch und a gsunds, das liabl Jesukind mit der kraustn Haar winsch i enk zum neuen Jahr!" Darauf bekommen sie vom Hausherrn Geld oder irgend eine Gabe. Kommt zuerst ein Knabe, so heißt es Glück, ein Mädchen bedeutet Unglück. Ein Aberglaube besagt, man soll am Neujahrestage nichts Unrichtiges machen, sonst tut man es das ganze Jahr hindurch.
Am Abend des Neujahrstages gehen die Bauern und die Knechte in die Gasthäuser, wo die Aufdingung der Knechte für das nächste Jahr stattfindet. Die Bauern reden die Knechte an, verhandeln mit ihnen über den Lohn und sichern sich auf diese Weise die Arbeitskraft für ihren Hof. So war es bis 1940. während des Krieges kann der Arbeitsplatz nur mit Genehmigung des Arbeitsamtes gewechselt werden.
In manchen Häusern wird auch am Neujahrstag das Haus ausgeräuchert.
6. Jänner, Tag der Hl. drei Könige
An diesem Tag wird der Weihnachtsbaum abgeräumt. Der Schmuck wird auf das nächste Jahr aufgehoben. Zucker und Backwerk bekommen die Kinder. Bei Eintritt der Dunkelheit räuchert der Bauer oder die Bäuerin die Wohnung und die Stallungen aus und schreibt mit der Kreise auf die Anfangsbuchstaben der Hl. drei Könige (K+M+B) und die Jahreszahl. Bis zum Jahre 1938 kamen aus der Nachbarortschaft Pamhagen als Heiligendreikönige verkleidete Zigeuner, die als Sternsinger auftraten.
Beim Federnschleißen
Wenn die Bäuerin viele Federn hat, so werden Verwandte und bekannte Frauen und Mädchen eingeladen, die Federn zu schleißen. Alles setzt sich abends rund um den Tisch. Die Hausfrau gibt einen großen Haufen Federn auf den Tisch, wovon sich jede ein kleines Häuflein nimmt. Während des Federschleißens wird erzählt und gesungen und über die lieben Mitmenschen getratscht.
Oft machen die Burschen einen Spaß und lassen Spatzen in das Zimmer fliegen, die in ihren ängstlichen Herumflattern die Federn aufwirbeln. Um 10 oder 11 Uhr nachts wird Schluss gemacht. Die Bäuerin stellt dann Tee und Butterbrote auf den Tisch, das mit großem Appetit verzehrt wird. Beim Nachhausegehen nehmen die Mädchen die "Schleißel", das sind die Federkiele, in der Schürze mit und streuen sie auf der Gasse vor die Häuser solcher Mädchen, denen sie damit Ärgernis bereiten wollen. Den Abschuss des Federschleißens bildet der sogenannte "Federnzipf". Die Bäuerin macht dazu Bäckereien und Tee, sie bewirtet ferner ihre Mitarbeiterinnen mit geselchtem Fleisch und Wein. Dieser Federnzipf ist ein geselliges, fröhliches Zusammensein. Oft kommt es vor, dass Burschen sich mit einem aus Futterrüben " verfertigten " "Bagundermandl" einfinden, das in seinen Händen einen Zettel hält, in dem sämtliche anwesenden Mädchen in Versen (Gstanzln) verulkt werden.
Beim Kartoffelreiben
Wie beim Federschleißen kommen Verwandte und Bekannte am Abend zusammen. Die gewaschenen Kartoffeln werden in einen Trog gegeben. Alle stellen sich rings um diesen und beginnen zu reiben. Es wird Stärke gemacht. Da geht es wieder lustig zu. Die geriebenen Kartoffeln kommen in reines, kaltes Wasser, dort wird die Stärke ausgelaugt. Die Treber werden ausgedrückt und verfüttert. Nach einigen Tagen setzt sich die Stärke zu Boden. Das Wasser schöpft man ab. Es bleibt ein weißer Brei zurück, der nach Verdunstung der Feuchtigkeit fest wird. Die Stärke wird zuletzt auf dem Dachboden zur Gänze getrocknet. Die Überreste der Kartoffeln (Treber) werden in Gugelhupfformen gepreßt und von den Mädchen in der Nacht in den Fenster anderer Mädchen gestellt. Sie sollen sich darüber ärgern.
Dieses Kartoffelreiben wird nicht mehr in den Ausmaße betrieben wie vor ca. 10 Jahren, da das Stärken der Röcke nicht mehr Mode ist.
Faschingszeit
Der Fasching in unserem Heimatort dauert drei Tage. Am Faschingsonntag werden von der Bäuerin die Faschingskrapfen gebacken. Der erste Krapfen wird den Hühnern gegeben, dass sie das ganze Jahr hindurch fleißig Eier legen sollen. Jede Hausfrau trachtet, dass ihre Krapfen ein schönes weißes Rampftl bekommen. Sie schickt auch den Verwandten einige, damit sie sie begutachten können. Nachmittags um 3 Uhr geht der Fasching im Dorfe los. Die Musikanten spielen vor dem Gasthaus einen Marsch, der die Mädchen aus den Häusern locken soll. Sie kommen auch in Scharren und stellen sich in der Nähe des Gasthauses auf. Die Burschen rufen sie winkend zum Tanz. Nach dem Einleitungsmarsch beginnt im Gasthaus der Tanz, der bis in den Morgenstunden dauert. Nicht selten gibt es eine Rauferei. Abends werden die Burschen von den Mädchen zum Abendessen in ihrer Familie eingeladen.
Am Montag beginnt der Fasching erst richtig. Nachmittags um 3 Uhr wird dieser mit dem Tanzen begonnen. Für das Kleinvolk sind Zuckerstände und Schießbuden errichtet. Bei diesen gibt es immer eine Drängerei und Balgerei. Abends gehen die Alten auf den Fasching. Es werden Bälle veranstaltet, vom Kriegerbund oder von der Feuerwehr. Obwohl die Frauen im allgemeinen nie ins Gasthaus gehen, bringen zu den Bällen die verheirateten Männer auch ihre Frauen mit. In fröhlicher Stimmung wird gegessen, getrunken und getanzt. Verschiedene Gewinne, wie Torten, Bäckereien, Spielsachen und Juxartikel werden verlost. Das fröhliche Beisammensein dauert bis in den ersten Morgenstunden.
Der Faschingsdienstag gehört der Jugend. Nach dem Mittagessen beginnt der Tanz. es gibt ein ziemliches Durcheinander. Getanzt werden Polka und Walzer.
Größere Burschen verkleiden sich als Faschingsnarren und fahren mit dem "Teufelsrad" durch das Dorf, begleitet von dem Geschrei der Kinder. Das "Teufelsrad" ist ein großes Wagenrad, auf dem zwei Strohpuppen als Mann und Weib verkleidet stehen. Dieses Rad ist an einen Wagen, der von zwei schöngeschmückten Pferden gezogen wird, angehängt. Während des Fahrens dreht sich das Wagenrad (Teufelsrad). Es sieht aus, als ob die zwei Figuren tanzen würden. Das erregt immer das größte Interesse und Aufsehen bei der Dorfjugend. Bei diesem Umzug laufen alle Kinder der Gemeinde mit. Jeder muss gut laufen können, denn sonst bekommt er tüchtige Prügel von den Faschingsnarren. Diese führen oft die ulkigsten Sachen mitten im Dorfe auf. Sie kommen aber auch in die Häuser und holen sich einen Faschingskrapfen oder ein Glas Wein. Wenn sie dann in die Gasthäuser kommen, haben es die Mädchen eilig, denn Gläser und Flaschen fliegen. Der Faschingsumzug dauert zum Leidwesen der Dorfjugend nur einige Stunden.
Der Fasching nimmt zu Mitternacht sein Ende. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit.
Die Fastenzeit
Während der Fastenzeit sind die Mädchen an den Abenden meistens zu Hause oder im Nachbarhaus, wo sie nähen, stricken oder andere Handarbeiten verrichten. Die Burschen kommen in einem Haus oder im Gasthaus zum Kartenspiel zusammen. In der Fastenzeit wird am Mittwoch und Freitag kein Fleisch gegessen. Allabendlich zum Gebetläuten wird in den Häusern rund um den Tisch kniend der schmerzhafte Rosenkranz gebetet. Dies dauert bis zum Gründonnerstag. In der Fastenzeit ist jede Unterhaltung eingestellt.
Die Osterzeit
In der Karwoche wird im Hause alles gereinigt und gründlich gemacht für das kommende hohe Fest. Besonderer Wert wird auf das Tünchen der Gasse gelegt.
Am Gründonnerstag beginnt das "Ratschen". Da fahren die Buben mit der "Ratsche" (Karre) durch das Dorf. Zeitweise machen sie halt und rufen folgenden Spruch: "Mir ratschen, mir ratschen den Englischen Gruß, a jeder Christ beten muss. Fallts nieder, fallts nieder auf eure Knie, bets a Vaterunser und drei Ave Maria!"
Die sonst üblichen Glockenzeichen zum Gottesdienst werden auch durch das Ratschen ersetzt.
Der Karfreitag ist der große Fasttag. Den ganzen Tag wird im Herd kein Feuer gemacht, und es werden nur kalte, leichte Speisen gegessen, usw. zu Mittag. Erst am Abend wird Kaffee oder Tee mit Beugel gegessen. Die Leute sind tagsüber in der Kirche.
Am Karsamstag gehen die Buben nicht mehr ratschen, denn die Glocken kamen aus Rom bereits zurück. Die Buben sammeln vormittags in den Häusern die Eier ein, die sie für das Ratschen bekommen. Die Hausfrau färbt am Nachmittag die Ostereier. Bei Eintritt der Dämmerung wird die Auferstehungsprozession abgehalten. Unter Glockengeläute und Mitwirken der Musikkapelle geht die Prozession von der Kirche aus durch die Hauptstraße. In den Fenster der Häuser stehen brennende Kerzen. Der Dorfälteste trägt die Statue des auferstandenen Heilandes. Nach der kirchlichen Feier wird das üppige Nachtmahl bestehend aus geselchtem Fleisch, Kuchen und Wein eingenommen.
Am Ostersonntag in der Früh findet in der Kirche die Fleischweihe statt. Zu dieser Weihe tragen die Kinder, in ein weißes Tuch eingebunden, geselchtes Fleisch, Eier, Brot und Salz in die Kirche, wo die Speisen vom Pfarrer geweiht werden. Daheim werden sie dann als erste Speise des Tages restlos aufgegessen. Kinder armer Leute kommen im Laufe des Morgens um Ostereier zu bitten. Zu Mittag gibt es dann wieder eine festliche Mahlzeit.
Am Ostersonntag gehen Alt und Jung nachmittags auf die Wiese, wo die Kinder Eierpecken und Eierschieben. Ein Ringelspiel (Karussell) und Zuckerstandl sorgen für die Belustigung der Kinder. Meistens wird auch ein Fussballwettkampf ausgetragen.
Am Ostermontag fahren die Bauern in die Nachbargemeinden, um ihre Verwandten zu besuchen. Das heißt man "nach Emaus fahren". Nachmittag wird getanzt.
Maibaumstellen
Am 30. April in der Nacht stellen die Burschen im Orte Maibäume auf. Jede Kameradschaft stellt bei gewissen Häusern einen 10 - 12 m hohen Maibaum, der auf den Wipfel ein mit bunten Bändern geschmücktes Föhrenbäumchen trägt. Der Baum bleibt während des ganzen Monats stehen. Die geehrten Hausherren zahlen der betreffenden Kameradschaft für den Baum 20.- bis 30.- RM, das dann im Gasthaus verjubelt wird. In der Regel werden Maibäume dem Bürgermeister, den Gastwirten, der Gemeindevorstehung, dem Obmann der Milchgenossenschaft, dem Arzt, dem Leiter der Schule, den Kaufleuten und dem Pfarrer gestellt. Die Burschen gedenken auch ihrer Mädchen indem sie ihnen aufs Dach vor dem Hauptplatz vor dem Fenster mit bunten Bändern geschmückte Zweige oder auch eine Strohpuppe aufstellen.
Der Kirtag
Auf diesen Tag freut sich jung und alt. Die ganze Woche vorher wird gründlich gemacht und das Haus und die Gasse getüncht. Am Donnerstag oder Freitag sieht man schon hochgebackte Wagen ins Dorf fahren, die Ringelspiele, Schaukeln, Schießbuden und Zuckerstandln bringen. Mitten im Dorf wird das alles abgeladen. Natürlich ist da gleich die ganze Dorfjugend dabei. Wenn man an diesen Tagen in die Häuser kommt, spürt man, dass Bäckereien und Süßwerk gebacken wird. Alles ist im Hause blitzblank. Der Samstag ist der Tag, an dem sämtliche Tiere, die für den Kirchtagsschmauß vorgesehen sind, geschlachtet werden.
Am Kirtagmorgen hört man auf der Straße hämmern und nageln, es werden die verschiedenen Buden aufgestellt. Die Festtafel ist an diesem Tag besonders reich. Die Speisenfolge sieht etwa so aus:
Hühnersuppe, gekochtes Rindfleisch, Schweinsschnitzel, Backhendl, gebratene Gans, gebratenes Kalbs- und Schweinefleisch. Dazu verschiedene Salate, Bäckereien, Torten, eingekochte Früchte, Wein und Bier. Die Speisen bleiben den ganzen Tag auf dem Tische stehen, damit jeder und zu jeder Zeit nach Herzenslust essen kann.
Nach dem Essen geht dann der Kirtag auf der Straße los. Das Ringelspiel fängt an sich zu drehen, die Schaukel schwingen in der Luft, die Buden werden umdrängt, das Knallen der Kinderpistolen ist weit zu hören, ein lustiges Treiben ist im ganzen Dorfe im Gange. Vor den Gasthäusern sind Tanzhütten errichtet, wo gespielt und getanzt wird. Die Mädchen erscheinen alle in einem neuen Kleid, das während des Tanzes gewechselt wird. Die Mädchen nehmen die Burschen mit zum Abendessen. Zum richtigen Kirtag gehört auch die übliche Sauferei. Der Tanz dauert bis in den Morgenstunden. Zeitlich in der Früh kommen die Burschen in die Häuser um einen schwarzen Kaffee und singen im Dorfe auf und ab. Nachmittag wird das lustige Treiben fortgesetzt. Der Kirtag wird am Sonntag von Matthäus am 21. September oder am nachfolgenden Sonntag gefeiert.