Bräuche bei Taufen
Dem neugeborenen Kinde bindet man auf die rechte Hand ein rotes Band, damit es nicht "beschrien" wird.
Wenn man die Wöchnerin besucht, besprengt man sie mit Weihwasser und macht das Kreuzzeichen, dass das Kind und die Mutter gesund bleiben und ihnen kein Unglück zustößt. Wenn das Kind zur Taufe getragen wird, sagt die Patin: "Jetzt tragen wir den Heiden fort und den Christen bringen wir wieder heim". Das Kind wird von der Patin - Goldl - zur Taufe getragen. Der Göd geht nicht mit. Nach der Taufe wird ein Gastmahl - "Kindlmahl" - gehalten, an dem auch der Göd teilnimmt.
Die Patin kocht acht Tage hindurch für die Wöchnerin. Am letzten Tag wird eine Torte und 1 Liter Wein gebracht. verwandte und Bekannte schicken nach den 8 Tagen 2 oder 3 mal ein Mittagessen oder eine Jause, bestehend aus Kaffee mit Kuchen.
Sechs Wochen nach der Geburt des Kindes holt sich die junge Mutter den "Fürsegen" in der Kirche. Sie trägt das Kind selbst mit in die Kirche. Nach dem Fürsegen wird wieder ein kleiner Imbiß, bei dem wieder Fleischspeisen sowie Wein aufgetragen werden, genommen. bevor sich die Mutter den Fürsegen nicht geholt hat, darf sie nicht auf die Gasse gehen.
Hochzeit in Wallern
Drei Tage vor der Hochzeit gehen die Bittmänner um und laden die Hochzeitsgäste ein. Die Bittmänner sind die Taufpaten der Braut und des Bräutigam. Alle, die auf die Hochzeit gehen, schicken oder bringen Bäckereien, Torten, Geflügel oder andere Hochzeitsgeschenke in das Brauthaus.
Am Vorabend der Hochzeit wird zur allgemeinen Besichtigung die Wäscheausstattung der Braut im geöffneten Kasten zur Schau gestellt. Auch die Hochzeitsgeschenke werden bewundert.
Ist die Braut von einem anderen Ort, so bringen am Tag vor der Hochzeit die Brautmutter, die Großmutter und andere alte Frauen die Bettwäsche der Braut mit Wagen.
Die Tuchenten und Polster werden oft durch Stecken aufgespreizt, dass der Wagen recht voll beladen aussieht. Die Pferde des Fuhrwerks werden von einer Frau gelenkt.
Der Bräutigam geht am Tage der Hochzeit mit seiner Verwandtschaft zum Haus der Braut. Wenn der Bräutigam dort ankommt, schickt man ihm ein altes Abwaschweib entgegen. Die stellt sich als Braut vor, wird aber vom Bräutigam nicht anerkannt. Erst wenn die richtige Braut kommt, wird sie vom Bräutigam herzlich begrüßt und der Hochzeitszug bewegt sich dann zum Standesamt und dann zur Kirche. Einige erscheinen schon am Vortag beim Standesamt zur staatlichen Trauung und gehen wie die Zeugen sowie die Brauteltern mit.
Heiratet eine Jungfrau, so geht sie in weiß und trägt einen Myrthenkranz mit Schleier. Sie wird an der Spitze des Hochzeitszuges vom Brautführer geführt, hinter ihr geht der Bräutigam mit der Brautführerin, auch Kranzeljungfer genannt. Hatte die Braut aber schon ein Kind, so trägt sie ein dunkles Kleid und ein weißes seidenes Kopftuch. Sie geht mit den Weibern hinter den Männern, die mit dem Bräutigam gehen. Während des Hochzeitszuges ist alles, was Hände und Füße hat auf der Gasse, um die Brautleute zu sehen. Es wird hauptsächlich beobachtet, ob die Braut weint und wie sie geht und wie sie schaut.
Hinter einigen Haustoren warten versteckte Schützen auf die Rückkehr des Brautzuges aus der Kirche und geben drei Ehrenschüsse ab. Die Hochzeit - in früheren Jahren sagte man "Muhlzeit" oder "Ehrentag" - wird im Elternhaus der Braut abgehalten. Wenn die Brautleute aus der Kirche heimkehren, liegt ein Besen auf der Türschwelle. Steigt die Braut drüber, ohne ihn aufzuheben, ist es das Zeichen, dass sie eine schlechte Hausfrau wird. In manchen Häusern überreicht man der Braut eine als Wickelkind eingemachte Puppe. Die Braut übernimmt sie und behält sie bei sich. Das junge Ehepaar bleibt bei der Tür stehen und empfängt die Glückwünsche aller Anwesenden. Zuerst wünschen die Eltern der Brautleute alles Gute, dann wünschen die anderen einen glücklichen Ehestand. Es wird dabei herzzerreißend geweint, denn das ist Sitte.
Vor dem Mittagessen beginnt der Tanz, den der Brautführer mit der Braut eröffnet. Es wird den ganzen Tag gesungen und getanzt. Beim Singen müssen die Jungverheirateten immer mittun. Beim ersten Tanz wird die Braut mit Zuckerln und Konfetti beworfen.
Das Nachtmahl ist um ca. 8 Uhr abends. Es wird wieder frisch gekocht. Gegen Ende des Nachtmahls kommen die Abwaschweiber mit verbundenen Händen in das Zimmer mit einem Schöpflöffel in der Hand und erzählen folgende Geschichte: "Also meine liaben Herrn, ihr wißt, dass ma bei so anem Ehrentag recht vül Gschirr braucht. Da ham uns den Hiasl aufgnumma, weil ma denkt ham, das is a tüchtiga Fuhrmann, mit dem wern ma Gschirr kafn fohn. Wia ma ollas schei aufpackt kobt ham und scha a scheins Stickl auf da Stroß gfohn sein, dou kimmt a Auta daher und da Rappl is fuchsteiflswild won und da bledi Hiasl hat a nit gwusst, was a tuan soll und hat ins mitsamt dem Gschirr in Grabn eingschmissn. Alle in Ohnmacht sein ma glegn und ham uns nit rihrn können. Das Bluit is ins af alle Seitn oigrunna. Da Hiasl hot uns afn Wogn gschmissn und is mit uns auf und davon gfohn. Das Gschirr ham ma ollas liegnlossn miassn, wal ollas hin woa. So wos args ham ma derlebn miassn. Derbarmts enk, meine liabn Hearrn und nehmts enk z´Herzn und spendt´s a bissl dazui, dass uns da Schodn goar so schwar follt!"
Hierauf gehen die "verunglückten" Frauen von Gast zu Gast und sammeln mit ihren Schöpflöffeln die Spenden ein.
Gegen 10 Uhr abends kommen zum Hochzeitshaus die ungeladenen Gäste: Mädchen und Burschen, sie kommen zu den "Wilden Tänze". Drei Stückl werden gespielt und alles tanzt untereinander.
Zu Mitternacht gibt es wieder zu essen; entweder Paprikasch oder Gulyas. Nach dem Essen, pünktlich zu Mitternacht, wird der Schleier der Braut gelöst und heruntergetanzt. Sie bekommt dann ein weißes Kopftuch. Die Gäste bleiben meistens bis ca. 3 Uhr früh beisammen und mit ihnen das Brautpaar. Vorher wird noch das Lied: "So leb denn wohl, du stilles Haus..." gesungen und gespielt. Das Lied wird immer mit Schluchzen und Weinen begleitet.
In der Früh verabschiedet sich der junge Ehemann von seiner Frau und wird mit Musik nach Hause begleitet. Die Frau folgt ihm erst nach einigen Tagen, meistens Samstag Abend in Begleitung ihrer Taufgoldl oder ihres Vaters.
Stammt die Braut aus einem Nachbarort, wird das Hochzeitsmahl im Hause ihrer Eltern abgehalten. Im Laufe des Nachmittags, gegen Abend, kommen die Jungvermählten und sämtliche Gäste mit geschmückten Wagerln und Pferden ins Dorf und fahren dreimal um die Mariensäule herum, die mitten auf dem Dorfplatz steht. Bei der dritten Umfahrt wirft die Braut einen lebenden Henne unter das umstehende Volk, das sich lebhaft darum balgt.
Aberglaube
Sympathiemittel
Wenn ein Mensch oder ein Tier durch "Beschreien" krank wurden, kann man sie durch "Kohlenwerfen" wieder gesund machen. Zu diesem Zwecke nimmt man 5 glühende Holzkohlen, wirft sie in einen Häfen mit Wasser und macht darüber drei Kreuze. Wenn die Kohlen schwimmen, dann ist der Kranke beschrieen gewesen. Trinkt der Kranke von diesem Wasser, wird er alsbald gesund. Eine Gerste (Abszeß) am Auge verschwindet, wenn man durch einen Spalt des Scheunentores schaut. Oder man nimmt einige Gerstenkörner und wirft sie rücklings in den Brunnen. Dabei darf man nicht lachen.
Hexen - und Geistergeschichten Mitte des 19. Jahrhunderts
Der verhexte Fingerhut
Als die Frau des Bauern Andreas Lang, die geborene Rosalia Summer 4 Jahre alt war, fand sie auf der Straße im Graben einen Fingerhut. Sie trug ihn nach Hause und zeigte ihn ihrer Mutter. Diese schickte das Kind mit dem Auftrage zurück, den Fingerhut wieder auf den Fundort zu bringen. Das Kind tat es. Abends, als sie alle schliefen, fing das Kind zu schreien an und schrie die ganze Nacht hindurch, ohne sich besänftigen zu lassen. Dies dauerte 14 Tage lang. Die Eltern waren schon ganz verzweifelt, denn sie wussten keinen Rat. In ihrer Ratlosigkeit gingen sie zur alten Janisch-Base, die für alle Beschwerden ein Mittel wusste. Auf ihr Anraten nähten sie in den Saum des Hemdsärmels des Kindes den Docht einer geweihten Kerze und siehe da, das Kind hörte auf zu weinen und das Übel war behoben.
(Erzählt von der Mutter des Kindes, Frau Maria Summer, 1.1.1944.)
Der Kroiß- Vetter und die Hexen
Wie alte Leute erzählen, wohnte einst im jetzigen Engerthaus ein Mann namens Stefan Kroiß. Diesem geschah es öfters, wenn er nachts durch die Gasse ging, dass ihm Frauenstimmen zuriefen: "In Kasimir sind so schöne Häuser!" Dann packten ihn die Hexen und ritten auf ihm in den genannten Ort. Am anderen Tag war er dann todmüde und abgeschunden. Die Hexen holten ihn auch nachts aus seiner Stube. Als er auf seinem Totenbette lag, ging in seinem Fenster eine schwarze Bruthenne auf und ab, die sich nicht verscheuen ließ. Erst als er den letzten Atemzug machte, verschwand die Henne. Sie war eine Hexe.
Nach einer anderen Version sollen die Hexen den Kroiß- Vetter in einen Schimmel verwandelt haben auf dem sie nach Kasimir (Ort bei Halbturn in Ungarn) geritten sind.
Der Grünrock
Im Hause Hauptstraße 11 wohnte ein gewisser Sebastian Legl . Er fuhr eines Tages mit seiner Zille in den Waasen um Heu zu mähen. Im ganzen Waasen war kein Mensch zu sehen. Der Wastl dachte sich: "Teufl eini, machst an Juhezer, vielleicht rührt sich jemand." Das tat er auch. Bald hörte er auch ein fernes "Hulio" als Antwort. Dies wiederholte sich mehrmals. Das Jauchzen kam immer näher. Er mähte weiter, auf einmal tauchte vor ihm eine männliche Gestalt auf, die einen grünen Rock trug. Der "Grünrock" wie er genannt wird, sprach kein Wort, sondern ging immer neben dem Mäher einher. Es wurde Mittag und Legl nahm sein Brot und seinen Speck hervor, um sich zu stärken. Er bot auch dem unheimlichen Essen an, denn der Fremde wich nicht von seiner Seite. Obwohl Legl ursprünglich die Nacht im Waasen verbringen wollte, entschloss er sich jetzt, nach Hause zu fahren. Er sprang in seine Zille, stieß diese rasch vom Ufer ab und wollte entfliehen. Genau so flink war aber der Grünrock, der ebenfalls in die Zille sprang und mitfuhr. Daheim wich er ihm auch nicht von der Ferse. In seiner Not ging Legl zum Pfarrer, um dort Rat zu holen. Der Pfarrer schrieb ihm einen Brief, den drückte er dem Grünrock in die Hand worauf sich dieser entfernte. Seit der Zeit sah ihn niemand mehr.
(Erzählt von Andreas Schneider, Wallern, Hauptstraße 9 und von Josef Salzl, Bahnstraße 28, 1.2.1944)
Quelle: Ortschronik von Wallern im Burgenland - zwischen 1950 -1956
Dem neugeborenen Kinde bindet man auf die rechte Hand ein rotes Band, damit es nicht "beschrien" wird.
Wenn man die Wöchnerin besucht, besprengt man sie mit Weihwasser und macht das Kreuzzeichen, dass das Kind und die Mutter gesund bleiben und ihnen kein Unglück zustößt. Wenn das Kind zur Taufe getragen wird, sagt die Patin: "Jetzt tragen wir den Heiden fort und den Christen bringen wir wieder heim". Das Kind wird von der Patin - Goldl - zur Taufe getragen. Der Göd geht nicht mit. Nach der Taufe wird ein Gastmahl - "Kindlmahl" - gehalten, an dem auch der Göd teilnimmt.
Die Patin kocht acht Tage hindurch für die Wöchnerin. Am letzten Tag wird eine Torte und 1 Liter Wein gebracht. verwandte und Bekannte schicken nach den 8 Tagen 2 oder 3 mal ein Mittagessen oder eine Jause, bestehend aus Kaffee mit Kuchen.
Sechs Wochen nach der Geburt des Kindes holt sich die junge Mutter den "Fürsegen" in der Kirche. Sie trägt das Kind selbst mit in die Kirche. Nach dem Fürsegen wird wieder ein kleiner Imbiß, bei dem wieder Fleischspeisen sowie Wein aufgetragen werden, genommen. bevor sich die Mutter den Fürsegen nicht geholt hat, darf sie nicht auf die Gasse gehen.
Hochzeit in Wallern
Drei Tage vor der Hochzeit gehen die Bittmänner um und laden die Hochzeitsgäste ein. Die Bittmänner sind die Taufpaten der Braut und des Bräutigam. Alle, die auf die Hochzeit gehen, schicken oder bringen Bäckereien, Torten, Geflügel oder andere Hochzeitsgeschenke in das Brauthaus.
Am Vorabend der Hochzeit wird zur allgemeinen Besichtigung die Wäscheausstattung der Braut im geöffneten Kasten zur Schau gestellt. Auch die Hochzeitsgeschenke werden bewundert.
Ist die Braut von einem anderen Ort, so bringen am Tag vor der Hochzeit die Brautmutter, die Großmutter und andere alte Frauen die Bettwäsche der Braut mit Wagen.
Die Tuchenten und Polster werden oft durch Stecken aufgespreizt, dass der Wagen recht voll beladen aussieht. Die Pferde des Fuhrwerks werden von einer Frau gelenkt.
Der Bräutigam geht am Tage der Hochzeit mit seiner Verwandtschaft zum Haus der Braut. Wenn der Bräutigam dort ankommt, schickt man ihm ein altes Abwaschweib entgegen. Die stellt sich als Braut vor, wird aber vom Bräutigam nicht anerkannt. Erst wenn die richtige Braut kommt, wird sie vom Bräutigam herzlich begrüßt und der Hochzeitszug bewegt sich dann zum Standesamt und dann zur Kirche. Einige erscheinen schon am Vortag beim Standesamt zur staatlichen Trauung und gehen wie die Zeugen sowie die Brauteltern mit.
Heiratet eine Jungfrau, so geht sie in weiß und trägt einen Myrthenkranz mit Schleier. Sie wird an der Spitze des Hochzeitszuges vom Brautführer geführt, hinter ihr geht der Bräutigam mit der Brautführerin, auch Kranzeljungfer genannt. Hatte die Braut aber schon ein Kind, so trägt sie ein dunkles Kleid und ein weißes seidenes Kopftuch. Sie geht mit den Weibern hinter den Männern, die mit dem Bräutigam gehen. Während des Hochzeitszuges ist alles, was Hände und Füße hat auf der Gasse, um die Brautleute zu sehen. Es wird hauptsächlich beobachtet, ob die Braut weint und wie sie geht und wie sie schaut.
Hinter einigen Haustoren warten versteckte Schützen auf die Rückkehr des Brautzuges aus der Kirche und geben drei Ehrenschüsse ab. Die Hochzeit - in früheren Jahren sagte man "Muhlzeit" oder "Ehrentag" - wird im Elternhaus der Braut abgehalten. Wenn die Brautleute aus der Kirche heimkehren, liegt ein Besen auf der Türschwelle. Steigt die Braut drüber, ohne ihn aufzuheben, ist es das Zeichen, dass sie eine schlechte Hausfrau wird. In manchen Häusern überreicht man der Braut eine als Wickelkind eingemachte Puppe. Die Braut übernimmt sie und behält sie bei sich. Das junge Ehepaar bleibt bei der Tür stehen und empfängt die Glückwünsche aller Anwesenden. Zuerst wünschen die Eltern der Brautleute alles Gute, dann wünschen die anderen einen glücklichen Ehestand. Es wird dabei herzzerreißend geweint, denn das ist Sitte.
Vor dem Mittagessen beginnt der Tanz, den der Brautführer mit der Braut eröffnet. Es wird den ganzen Tag gesungen und getanzt. Beim Singen müssen die Jungverheirateten immer mittun. Beim ersten Tanz wird die Braut mit Zuckerln und Konfetti beworfen.
Das Nachtmahl ist um ca. 8 Uhr abends. Es wird wieder frisch gekocht. Gegen Ende des Nachtmahls kommen die Abwaschweiber mit verbundenen Händen in das Zimmer mit einem Schöpflöffel in der Hand und erzählen folgende Geschichte: "Also meine liaben Herrn, ihr wißt, dass ma bei so anem Ehrentag recht vül Gschirr braucht. Da ham uns den Hiasl aufgnumma, weil ma denkt ham, das is a tüchtiga Fuhrmann, mit dem wern ma Gschirr kafn fohn. Wia ma ollas schei aufpackt kobt ham und scha a scheins Stickl auf da Stroß gfohn sein, dou kimmt a Auta daher und da Rappl is fuchsteiflswild won und da bledi Hiasl hat a nit gwusst, was a tuan soll und hat ins mitsamt dem Gschirr in Grabn eingschmissn. Alle in Ohnmacht sein ma glegn und ham uns nit rihrn können. Das Bluit is ins af alle Seitn oigrunna. Da Hiasl hot uns afn Wogn gschmissn und is mit uns auf und davon gfohn. Das Gschirr ham ma ollas liegnlossn miassn, wal ollas hin woa. So wos args ham ma derlebn miassn. Derbarmts enk, meine liabn Hearrn und nehmts enk z´Herzn und spendt´s a bissl dazui, dass uns da Schodn goar so schwar follt!"
Hierauf gehen die "verunglückten" Frauen von Gast zu Gast und sammeln mit ihren Schöpflöffeln die Spenden ein.
Gegen 10 Uhr abends kommen zum Hochzeitshaus die ungeladenen Gäste: Mädchen und Burschen, sie kommen zu den "Wilden Tänze". Drei Stückl werden gespielt und alles tanzt untereinander.
Zu Mitternacht gibt es wieder zu essen; entweder Paprikasch oder Gulyas. Nach dem Essen, pünktlich zu Mitternacht, wird der Schleier der Braut gelöst und heruntergetanzt. Sie bekommt dann ein weißes Kopftuch. Die Gäste bleiben meistens bis ca. 3 Uhr früh beisammen und mit ihnen das Brautpaar. Vorher wird noch das Lied: "So leb denn wohl, du stilles Haus..." gesungen und gespielt. Das Lied wird immer mit Schluchzen und Weinen begleitet.
In der Früh verabschiedet sich der junge Ehemann von seiner Frau und wird mit Musik nach Hause begleitet. Die Frau folgt ihm erst nach einigen Tagen, meistens Samstag Abend in Begleitung ihrer Taufgoldl oder ihres Vaters.
Stammt die Braut aus einem Nachbarort, wird das Hochzeitsmahl im Hause ihrer Eltern abgehalten. Im Laufe des Nachmittags, gegen Abend, kommen die Jungvermählten und sämtliche Gäste mit geschmückten Wagerln und Pferden ins Dorf und fahren dreimal um die Mariensäule herum, die mitten auf dem Dorfplatz steht. Bei der dritten Umfahrt wirft die Braut einen lebenden Henne unter das umstehende Volk, das sich lebhaft darum balgt.
Aberglaube
- Mit dem Rauchfangkehrer zusammengekommen, bedeutet Glück.
- Wenn sich das Käuzchen (Totenvogel) auf ein Haus setzt und schreit stirbt im Haus jemand.
- Wäscht sich die Katze oder geht die Tür von selbst auf, kommt ein Gast ins Haus.
- Wenn jemand Kinder oder Tiere bewundert, kann er sich dadurch "beschreien", das heißt ein Unheil über sie heraufbeschwören. Um die Gefahr abzuwenden, sagt man: "Pfui, pfui, dass i di nit bschrei!"
- Scherben bringen Glück.
- Wenn die Möbel krachen, stirbt in der Verwandtschaft jemand.
- In der Nacht soll man im Hofe keine Wäsche hängen lassen, sonst fährt die Hexe durch.
- In der Weihnachtsnacht darf am Boden keine Wäsche zum trocknen hängen, sonst stirbt jemand im Haus.
- Während der Mette können die Haustiere reden. Sie werden an diesen Tagen besonders gut gefüttert, damit sie die Hausleute loben.
- Wenn man einen Spiegel bricht, hat man sieben Jahre kein Glück.
- Wenn man am Abend den Kehricht aus dem Hause trägt, so trägt man das Glück hinaus.
- Dreht sich der Bräutigam oder die Braut nach der Trauung im Hochzeitszug um, so suchen sie sich einen anderen Mann oder eine andere Frau.
- Wenn sich ein starker Wind erhebt und der Schleier der Braut auffliegt, werden sich die jungen Leute nicht gut vertragen.
- Kommen ein Hochzeitszug und ein Leichenzug zusammen, so stirbt bald der eine Ehepartner.
- Kräht eine Henne, stirbt im Hause jemand. Wenn die Henne ein Schalksei (Ei ohne Dotter) legt, muss man das Ei über das Nachbardach werfen, sonst bekommt ein altes Weib ein Kind.
- Über ein Kind darf man nicht steigen, sonst wächst es nicht.
- Eine Frau in gesegneten Umstand darf bei einem Schadenfeuer in der Aufregung nicht mit der Hand über das Gesicht fahren, sonst bekommt das Kind im Gesicht ein Feuermal.
Sympathiemittel
Wenn ein Mensch oder ein Tier durch "Beschreien" krank wurden, kann man sie durch "Kohlenwerfen" wieder gesund machen. Zu diesem Zwecke nimmt man 5 glühende Holzkohlen, wirft sie in einen Häfen mit Wasser und macht darüber drei Kreuze. Wenn die Kohlen schwimmen, dann ist der Kranke beschrieen gewesen. Trinkt der Kranke von diesem Wasser, wird er alsbald gesund. Eine Gerste (Abszeß) am Auge verschwindet, wenn man durch einen Spalt des Scheunentores schaut. Oder man nimmt einige Gerstenkörner und wirft sie rücklings in den Brunnen. Dabei darf man nicht lachen.
Hexen - und Geistergeschichten Mitte des 19. Jahrhunderts
Der verhexte Fingerhut
Als die Frau des Bauern Andreas Lang, die geborene Rosalia Summer 4 Jahre alt war, fand sie auf der Straße im Graben einen Fingerhut. Sie trug ihn nach Hause und zeigte ihn ihrer Mutter. Diese schickte das Kind mit dem Auftrage zurück, den Fingerhut wieder auf den Fundort zu bringen. Das Kind tat es. Abends, als sie alle schliefen, fing das Kind zu schreien an und schrie die ganze Nacht hindurch, ohne sich besänftigen zu lassen. Dies dauerte 14 Tage lang. Die Eltern waren schon ganz verzweifelt, denn sie wussten keinen Rat. In ihrer Ratlosigkeit gingen sie zur alten Janisch-Base, die für alle Beschwerden ein Mittel wusste. Auf ihr Anraten nähten sie in den Saum des Hemdsärmels des Kindes den Docht einer geweihten Kerze und siehe da, das Kind hörte auf zu weinen und das Übel war behoben.
(Erzählt von der Mutter des Kindes, Frau Maria Summer, 1.1.1944.)
Der Kroiß- Vetter und die Hexen
Wie alte Leute erzählen, wohnte einst im jetzigen Engerthaus ein Mann namens Stefan Kroiß. Diesem geschah es öfters, wenn er nachts durch die Gasse ging, dass ihm Frauenstimmen zuriefen: "In Kasimir sind so schöne Häuser!" Dann packten ihn die Hexen und ritten auf ihm in den genannten Ort. Am anderen Tag war er dann todmüde und abgeschunden. Die Hexen holten ihn auch nachts aus seiner Stube. Als er auf seinem Totenbette lag, ging in seinem Fenster eine schwarze Bruthenne auf und ab, die sich nicht verscheuen ließ. Erst als er den letzten Atemzug machte, verschwand die Henne. Sie war eine Hexe.
Nach einer anderen Version sollen die Hexen den Kroiß- Vetter in einen Schimmel verwandelt haben auf dem sie nach Kasimir (Ort bei Halbturn in Ungarn) geritten sind.
Der Grünrock
Im Hause Hauptstraße 11 wohnte ein gewisser Sebastian Legl . Er fuhr eines Tages mit seiner Zille in den Waasen um Heu zu mähen. Im ganzen Waasen war kein Mensch zu sehen. Der Wastl dachte sich: "Teufl eini, machst an Juhezer, vielleicht rührt sich jemand." Das tat er auch. Bald hörte er auch ein fernes "Hulio" als Antwort. Dies wiederholte sich mehrmals. Das Jauchzen kam immer näher. Er mähte weiter, auf einmal tauchte vor ihm eine männliche Gestalt auf, die einen grünen Rock trug. Der "Grünrock" wie er genannt wird, sprach kein Wort, sondern ging immer neben dem Mäher einher. Es wurde Mittag und Legl nahm sein Brot und seinen Speck hervor, um sich zu stärken. Er bot auch dem unheimlichen Essen an, denn der Fremde wich nicht von seiner Seite. Obwohl Legl ursprünglich die Nacht im Waasen verbringen wollte, entschloss er sich jetzt, nach Hause zu fahren. Er sprang in seine Zille, stieß diese rasch vom Ufer ab und wollte entfliehen. Genau so flink war aber der Grünrock, der ebenfalls in die Zille sprang und mitfuhr. Daheim wich er ihm auch nicht von der Ferse. In seiner Not ging Legl zum Pfarrer, um dort Rat zu holen. Der Pfarrer schrieb ihm einen Brief, den drückte er dem Grünrock in die Hand worauf sich dieser entfernte. Seit der Zeit sah ihn niemand mehr.
(Erzählt von Andreas Schneider, Wallern, Hauptstraße 9 und von Josef Salzl, Bahnstraße 28, 1.2.1944)
Quelle: Ortschronik von Wallern im Burgenland - zwischen 1950 -1956