Entwicklung der Gemeinde Wallern
Die Gemeinde Wallern liegt mitten im Heideboden. Ringsum, so weit das Auge reicht, erstreckt sich die schöne, flache Landschaft, deren einzige Erhebungen das Zweibühel und das Bühel (Bial genannt), sind. Wenig kleine Baumgruppen verschönern die herrliche Landschaft und über den Hotter verteilt stehen die alten Ziehbrunnen des Heidebauernlandes.
Das Zweibühel mit einer Seehöhe von 123 Meter und das Landbühel mit 117 Meter bilden trigonometrische Punkte. Nach Überlieferung sollen gefangene Kosaken als Strafarbeit mit ihren Mützen Erde zusammengetragen haben, die jetzt den Hügel bildet. Eine andere Erzählung sagt, dass diese Erhebungen - es liegen noch mehrere am Pamhagener Hotter - den Römern als Wachhügel gedient haben.
Wie und wann das alte Wallern entstanden ist, ist uns unbekannt. Es ist aber bekannt, dass die Gemeinde Wallern im Jahre 1572 dem Burgherrn von Forchtenstein untertan war. Im Jahre 1572, unter Kaiser Maximilian II., kam Forchtenstein und somit auch Wallern in den Besitz der königlichen Kamera in Wien. Die Gemeinde hatte von dieser Zeit an dem Kaiser und König eine Steuer von 200 Gulden zu entrichten. Maximilian gab der Gemeinde sogleich ein feierliches Versprechen, dass diese festgesetzte Steuer nicht erhöht werden dürfe, auch dann nicht, wenn Wallern durch Schenkung oder Veräußerung einen neuen Besitzer erhalten sollte.
Grundbücherliche Aufzeichnungen aus dem Jahre 1569 sagen aus, dass damals die Gemeinden Pamhagen und Wallern zur Grafschaft Forchtenstein gehörten. 1509 heißt es noch, hatte die Herrschaft Bala 28 Häuser. Im Jahre 1675 war die Häuseranzahl auf 59 angewachsen, außerdem gab es ein Schulhaus, Wirtshaus, Halterhaus und eine Fleischbank.
Ein alter Wall, der sich etwa 1500 Meter nordwestlich von Wallern befindet, erinnert an das Schreckenjahr 1709. Damals war Wallern von zwei schützenden Wällen umgeben. Das Ortsbild glich damals einer trotzenden Festung in der Ebene des Heidebodens.
Die Häuser der damaligen Zeit (und noch bis in die neunziger Jahre) waren ausschließlich mit Rohr gedeckt, letztere zur Gänze daraus hergestellt. Da es Rohr in Überfluss gab und er billig zu haben war, ist dieser Umstand leicht erklärlich. Noch ein anderer Grund lässt einige Rohrdächer bis heute erhalten - Rohrdächer, so erklären die Leute, halten das Haus im Sommer kühl, im Winter warm. Der Unterbau der Häuser bestand aus Lehm mit Spreu vermengt. Dieses Gemenge stampfte man in der gewünschten Mauerbreite zwischen zwei Pfosten zur Grundmauer hoch. Heute wird der selbe Vorgang bei Zementbauten angewendet. Mauern, die in dieser Art hergestellt wurden, nannte man "gsatzte Mauern". Der "Kotziegel", der auf dem unproduktiven Gelände rund um das Dorf aus Lehmerde hergestellt wurde, löste diese Bauart ab. Häuser aus diesem Material erbaut, von denen es heute noch viele gibt, zeichnen sich durch große Trockenheit aus, sofern sie hoch genug liegen.
Reichere Bauern gaben sich mit dieser Bauweise nicht zufrieden. Im Winter, wenn der Neusiedler See eine feste Eisdecke trug, fuhren sie mit dem Schlitten mit Dünger oder Mais nach Pamhagen und von dort über den See nach Mörbisch, Rust oder Oggau. Reich beladen kehrten dann die Leute mit ihrer Tauschware zurück. Diese bestand aus dem begehrten, neuen und kostbaren Baumaterial, dem Bruchstein aus St. Margarethen. Schöner und viel haltbarer waren die aus diesem neuen Material hergestellten Häuser.
Spät erst kamen die gebrannten Ziegel in Verwendung. Die ersten Ziegel stammen aus einer Brennerei der unweit gelegenen Ortschaft Szeplak.
Die Entwicklung des Dorfes
Die Entwicklung der Siedlung zeigt mit einer Ausnahme eine stetige Zunahme von Häusern. Der deutliche Rückschlag von den Jahren 1821-1833 ist weder urkundlich noch in der mündlichen Überlieferung irgendwie belegt.
1821...... 131 Häuser 1923..... 283 Häuser
1833...... 102 Häuser 1934..... 303 Häuser
1900...... 199 Häuser 1939..... 357 Häuser
1910...... 247 Häuser 1944..... 369 Häuser
1920...... 256 Häuser 1952..... 380 Häuser
Nach dem Freiheitskrieg 1848 fand eine Aufteilung und Zuteilung von Grundbesitz an die Bewohner von Wallern statt. Das Ausmaß richtete sich nach der Leistung des Einzelnen im Kriege.
Die "Ansässigkeiten" gliederten sich auf in:
48 Bauern, 24 Söllner, 36 Hulden, 24 Kurialisten.
Die ältesten Häuser der Gemeinde standen bis 1944 in der Bahnstraße von Nummer 17 (Mollner Heinrich) bis zum Hause Nr. 35 (Michlits Matthias). Dieser Teil wird noch heute gesprächsweise die "Sechsunddreißigergasse" genannt. Da es 36 Hulden gab, nannten die Leute diese Gasse "Sechsunddreißigergasse". Am 8. Juli 1944 brannten die mit Rohr gedeckten Häuser der "Sechsunddreißigergasse" vollkommen nieder. Der Brand entstand durch Kriegseinwirkung.
Noch heute bezeichnen die Bewohner die ganze Bahnstraße als die "Huldengasse".
Entwicklung der einzelnen Gassen nach dem Stande vom Jahre 1952
Hauptstraße - 73 Häuser
Sie wird von den Bewohnern noch heute "Bauerngasse" genannt, da sich hier die Häuser der Bauern befinden. Die Häuser 57 - 69 (linke Hauptstraße, die am Ortsausgang nach Tadten stehen, waren unter der Bezeichnung "Untere Söllnergasse" bekannt. In der Mitte der breiten Hauptstraße steht die Mariensäule und der Glockenturm.
In einer Kanonika Visitatio, welche aus dem Jahre 1761 stammt, steht folgende Notiz: "Außer dem Turm an der Kirche, welcher im Jahre 1760 erbaut wurde, besteht mitten in der Gemeinde ein Glockenturm aus Holz. In diesem hängen zwei Glocken, eine mit 80 kg und eine mit 60 kg."
In einer späteren Aufzeichnung heißt es: "Der Turm, mitten in der Gemeinde, wurde im Jahre 1784 aus Mitteln der Gemeinde unter dem Richter Johann Unger errichtet. Im selben Jahre wurde auch eine große Glocke von den Wohltätern Johann Stadler, Georg Koppy, Paul Lang und Johann Koppi gespendet."
Nach Aussagen älterer Leute ist die Errichtung des Glockenturmes darauf zurückzuführen, dass die erste Kirche keinen Turm hatte und man deshalb mitten in der Gemeinde für die Glocken einen einfachen Holzturm aufstellte. An den Glockenturm angebaut befand sich ein Spritzenhaus, welches ein Löschgerät enthielt. Vom Turm gegen Tadten zu war mitten im Dorfe ein Großer Teich, der bei den Löscharbeiten bei dem Großfeuer im Jahre 1881 sehr gute Dienste leistete.
Am 7. Juli 1881 brach im Hause Hauptstraße Nr. 49 zur Zeit des Schnittes ein Brand aus. Das Feuer fand an den durch die Hitze ausgedörrten Rohrdächern reichliche Nahrung und in kurzer Zeit waren fast alle Häuser beider Zeilen der Hauptstraße und die ganze Salidergasse niedergebrannt. Obwohl die Bevölkerung tüchtig zugriff, um das Feuer zu löschen, reichten die damaligen Löschgeräte nicht aus. Man erzählt noch heute von dieser furchtbaren Katastrophe.
Wo heute die Mariensäule steht, befand sich ein großer Gemeindekeller, der später zugeschüttet wurde.
Anschließend an die Hauptstraße liegt die Kirchengasse mit 22 Häusern
Sie wurde früher als die "Obere Söllnergasse" genannt. Diese Hausplätze sollen angeblich den damaligen Söldner zugeteilt worden sein, die dann die Gasse stufenförmig anlegten. Alle Häuser hatten nach Pamhagen zu ein kleines Seitenfenster, um den eventuell herannahenden Feind gleich bemerken zu können. Hier wohnen noch heute fast ausschließlich zwei Besitzer ein einem Hause, die man als "Halbwirte" bezeichnet.
Die heutige Wassergasse mit 11 Häusern hieß früher "Krotengasse". Einst drang hier das Wasser öfter bei Regenwetter in die Häuser, welche sehr tief lagen, ein. Kröten und Schlamm blieb zurück, daher der wenig einladende Name. Im Jahre 1842 brannte die Wassergasse vom Gasthaus Unger Heinrich bis zum Hause Kirchkopf ab.
Rosengasse - 55 Häuser
Einst befanden sich hier die Roßgärten der Bauern. Diese waren Gärten mit Akazienbeständen, in denen die Pferde weideten. Der Name Rosengasse stellt also eine willkürliche Änderung von "Roß" auf "Rose" dar. Um 1850 begann man hier mit dem Bau der ersten Häuser und 1938 war die Gasse ganz ausgebaut. Hier befinden sich die ältesten Häuser. Diese sind hauptsächlich "gsatzte" Häuser.
Bahnstraße - 98 Häuser
Wie schon einmal erwähnt, hieß diese Gasse früher Huldengasse. Bis zum Jahre 1919 war in der Bahnstraße das Haus Nr. 66 des Bauern Johann Fink das Letzte. Von diesem Jahr an wurde die Bahnstraße auf der linken Seite allmählich bis zum Bahnhof ausgebaut. Bereits 1934 war die rechte Seite bis zum Hause Sack Franz vollständig. Im Jahre 1919 reichten die Häuser der linken Seite bis zum Herrschaftshause (Besitzer Fürst Eszterhazy). 1930 befand sich vom Herrschaftshaus bis zur Bahnstation noch eine große Schottergrube. Im selben Jahr begann man mit dem Zuschütten dieser Grube, die Gemeindeeigentum war. 1936 standen hier schon einige Häuser und füllten diese Kluft aus. Da diese Straße zur Bahnstation führt, erhielt sie den offiziellen Namen Bahnstraße.
Salidergasse - 13 Häuser
Diese Gasse gehört zu den ältesten Gassen in der Ortschaft. Salpetersalz war in den Jahren 1830 - 1850 ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung des Schießpulvers. Die Regierung bestellte in jeder Gegend, wo Salpeter vorkam, einen Beauftragten, der nach Salpeter forschte. Der in Wallern eingesetzte hieß Heil. Er hatte das Recht, auf jedem Grundstück, sogar in einem Wohnraum, nach Salpeter zu suchen. Die salpeterhältige Erde wurde in großen Kesseln gekocht. Die obere Schicht wurde abgeschöpft, getrocknet und daraus entstand das Salpetersalz. Das Sudhaus war in der jetzigen Salidergasse Nr. 6. Seit dieser Zeit blieb der Name Salidergasse erhalten.
Angergasse - 41 Häuser
Vor 1919 war der Platz, wo heute bereits 41 Häuser stehen, ein Spiel- und Gänseweideplatz. Während der Osterfeiertage zog jung und alt dort hin und unterhielt sich vergnügt bis zum hereinbrechenden Abend. 1919 verkaufte die Urbarialgemeinde auf dem Anger Hausplätze und man begann die linke Häuserreihe anzulegen. 1945 war diese bereits vollendet und man begann mit dem Bau der gegenüberliegenden Häuserreihe.
Feldgasse - 11 Häuser
Dieser Teil war einst Gemeindebesitz und hieß verlängerte Salidergasse. 1922 begann Stefan Schwarzbauer mit dem Bau des ersten Hauses in der neuen Gasse.
Quergasse - 9 Häuser
Einst befand sich an diesem Platze eine Schottergrube, die zeitweise mit Wasser gefüllt war. Lustig tummelten sich die Buben im Sommer in diesem Wasser. 1908 wurde der Gemeindebesitz an Arbeiter verkauft, die die Grube allmählich zuschütteten. Bald, nachdem im selben Jahre Nikolaus Deutsch das erste Haus errichtete, erstand ein Haus nach dem anderen. Da die Gasse quer zur Hauptrichtung der Rosengasse und Bahnstraße verläuft, erhielt sie den Namen Quergasse.
Mittelgasse - 16 Häuser
Dieser Platz gehörte früher zu den Roßgärten.
Weideweg - 7 Häuser
Ein Rückwanderer aus Amerika, Tschida, ließ hier mit seinem ersparten Gelde das erste Haus (heute Fenk Anton) erbauen. Da hier täglich das Vieh zur Weide vorbeigetrieben wurde, erhielt die Gasse den Namen.
Mühlgasse - 10 Häuser
1930 erbaute hier ebenfalls ein Rückwanderer aus Amerika (Frank Andreas) das erste Haus. Der Platz war einst ein Ablagerungsort für das Heu der Bauern. Man nannte diese kleinen Stücke der Bauern "Heulegn". Landarbeiter kauften später diesen Platz und bauten hier ihre Häuser.
Einschicht - 4 Häuser
Familie Wimmer erbaute 1930 das erste Haus in dieser Gasse, die mit Recht die Bezeichnung Einschicht führt, da sie abseits des Dorfes liegt.
Schlachthausgasse - 3 Häuser
Dieser Teil war früher Bauern- und Gemeindebesitz. 1935 wurde das Schlachthaus (heute Wohnung des Haschek Josef) erbaut, nachdem die Gasse ihren Namen führt.
Bahnlände - 5 Häuser
Hier befand sich eine Schottergrube mit Lehmvorkommen. Die früher verwendeten Kotziegel wurden hier geschlagen. 1943 wurde das erste Haus von Böröcz erbaut, nachdem die Schottergrube zugeschüttet wurde.
Pamhagenerstraße
1945 kauften hier die Leute den ehemaligen Gemeinde- und Pfarrbesitz auf. Noch im selben Jahr begann hier Alexander Haider mit dem Bau des ersten Hauses in dieser neuen Gasse. Vorwiegend bauten die "Abbrandler" aus der Sechsunddreißigergasse hier ihre Häuser. Die Häuser befinden sich neben der Straße, die nach Pamhagen führt, daher der Name.
Am Anger - 2 Häuser
Einst war hier ein Spielplatz, wie in der Angergasse. Thüringer Franz baute hier das erste Haus im Jahre 1950.
Bis zum Jahre 1930 hatten unsere Gassen und Straßen keine offiziellen Bezeichnungen, sondern nur Hausnummern. Die Orientierung war äußerst schwer, da die Häuser nach ihrer Erbauung fortlaufend nummeriert wurden. Es kam daher oft vor, dass Nachbarhäuser weit entfernte Nummern aufwiesen. Im Jahre 1930 erhielten die Gassen von Amts wegen ihre Bezeichnungen.
Einen für die Landschaft charakteristischen Anblick verleiht der "Kotsee". Er füllt sich in wasserreichen Jahren und reicht oft bis zu den ersten Häusern der Angergasse. Die Bezeichnung hat er deshalb, weil in weniger feuchten Jahren wirklich ein Kotsee ist.
Gegenüber der Kirche liegt in einer deutlichen Senke der Kirchenteich, der stets viel Wasser hat und in den der Wasserabfluss von der Kirchen- und Wassergasse mündet. An heißen Tagen wird er von den Kindern als Badeplatz benützt. Er hat auch vielfach als Pferdeschwemme Verwendung. Die Hauptnutznießer sind die großen Scharen von Gänsen.
Im Jahre 1820 reichte das Wasser bis zu den Scheunen der Hauptstraße. Ein Zillenweg führte hinunter in den Waasen, von wo die Leute das Heu brachten.
Am Ortsausgang nach Tadten liegt der "Gatterteicht" (Gartenteich). Er trocknet äußerst selten aus und dient hauptsächlich der Gänse- und Entenzucht. Weil er in der Nähe von Gärten liegt, hat er diesen Namen.
Der "Langerteicht", deshalb so genannt, weil er an das Gehöft des Bauern Lang, jetzt Rauchwarter, anschließt.
Wo die Verbindungsstraße zwischen Bahnstraße und Rosengasse, gegenüber dem Milchgenossenschaftsgebäude liegt, war bis 1922 der "Mollnerteicht", genannt nach dem Anrainer Mollner Heinrich.
Der "Leirerteicht" wurde in den Jahren um 1920 zugeschüttet. Auf dem Platz stehen jetzt die Häuser Bahnstraße 10 (Frank Viktor) bis Nr. 18 (Michlitsch Friedrich).
Die Gemeinde Wallern liegt mitten im Heideboden. Ringsum, so weit das Auge reicht, erstreckt sich die schöne, flache Landschaft, deren einzige Erhebungen das Zweibühel und das Bühel (Bial genannt), sind. Wenig kleine Baumgruppen verschönern die herrliche Landschaft und über den Hotter verteilt stehen die alten Ziehbrunnen des Heidebauernlandes.
Das Zweibühel mit einer Seehöhe von 123 Meter und das Landbühel mit 117 Meter bilden trigonometrische Punkte. Nach Überlieferung sollen gefangene Kosaken als Strafarbeit mit ihren Mützen Erde zusammengetragen haben, die jetzt den Hügel bildet. Eine andere Erzählung sagt, dass diese Erhebungen - es liegen noch mehrere am Pamhagener Hotter - den Römern als Wachhügel gedient haben.
Wie und wann das alte Wallern entstanden ist, ist uns unbekannt. Es ist aber bekannt, dass die Gemeinde Wallern im Jahre 1572 dem Burgherrn von Forchtenstein untertan war. Im Jahre 1572, unter Kaiser Maximilian II., kam Forchtenstein und somit auch Wallern in den Besitz der königlichen Kamera in Wien. Die Gemeinde hatte von dieser Zeit an dem Kaiser und König eine Steuer von 200 Gulden zu entrichten. Maximilian gab der Gemeinde sogleich ein feierliches Versprechen, dass diese festgesetzte Steuer nicht erhöht werden dürfe, auch dann nicht, wenn Wallern durch Schenkung oder Veräußerung einen neuen Besitzer erhalten sollte.
Grundbücherliche Aufzeichnungen aus dem Jahre 1569 sagen aus, dass damals die Gemeinden Pamhagen und Wallern zur Grafschaft Forchtenstein gehörten. 1509 heißt es noch, hatte die Herrschaft Bala 28 Häuser. Im Jahre 1675 war die Häuseranzahl auf 59 angewachsen, außerdem gab es ein Schulhaus, Wirtshaus, Halterhaus und eine Fleischbank.
Ein alter Wall, der sich etwa 1500 Meter nordwestlich von Wallern befindet, erinnert an das Schreckenjahr 1709. Damals war Wallern von zwei schützenden Wällen umgeben. Das Ortsbild glich damals einer trotzenden Festung in der Ebene des Heidebodens.
Die Häuser der damaligen Zeit (und noch bis in die neunziger Jahre) waren ausschließlich mit Rohr gedeckt, letztere zur Gänze daraus hergestellt. Da es Rohr in Überfluss gab und er billig zu haben war, ist dieser Umstand leicht erklärlich. Noch ein anderer Grund lässt einige Rohrdächer bis heute erhalten - Rohrdächer, so erklären die Leute, halten das Haus im Sommer kühl, im Winter warm. Der Unterbau der Häuser bestand aus Lehm mit Spreu vermengt. Dieses Gemenge stampfte man in der gewünschten Mauerbreite zwischen zwei Pfosten zur Grundmauer hoch. Heute wird der selbe Vorgang bei Zementbauten angewendet. Mauern, die in dieser Art hergestellt wurden, nannte man "gsatzte Mauern". Der "Kotziegel", der auf dem unproduktiven Gelände rund um das Dorf aus Lehmerde hergestellt wurde, löste diese Bauart ab. Häuser aus diesem Material erbaut, von denen es heute noch viele gibt, zeichnen sich durch große Trockenheit aus, sofern sie hoch genug liegen.
Reichere Bauern gaben sich mit dieser Bauweise nicht zufrieden. Im Winter, wenn der Neusiedler See eine feste Eisdecke trug, fuhren sie mit dem Schlitten mit Dünger oder Mais nach Pamhagen und von dort über den See nach Mörbisch, Rust oder Oggau. Reich beladen kehrten dann die Leute mit ihrer Tauschware zurück. Diese bestand aus dem begehrten, neuen und kostbaren Baumaterial, dem Bruchstein aus St. Margarethen. Schöner und viel haltbarer waren die aus diesem neuen Material hergestellten Häuser.
Spät erst kamen die gebrannten Ziegel in Verwendung. Die ersten Ziegel stammen aus einer Brennerei der unweit gelegenen Ortschaft Szeplak.
Die Entwicklung des Dorfes
Die Entwicklung der Siedlung zeigt mit einer Ausnahme eine stetige Zunahme von Häusern. Der deutliche Rückschlag von den Jahren 1821-1833 ist weder urkundlich noch in der mündlichen Überlieferung irgendwie belegt.
1821...... 131 Häuser 1923..... 283 Häuser
1833...... 102 Häuser 1934..... 303 Häuser
1900...... 199 Häuser 1939..... 357 Häuser
1910...... 247 Häuser 1944..... 369 Häuser
1920...... 256 Häuser 1952..... 380 Häuser
Nach dem Freiheitskrieg 1848 fand eine Aufteilung und Zuteilung von Grundbesitz an die Bewohner von Wallern statt. Das Ausmaß richtete sich nach der Leistung des Einzelnen im Kriege.
Die "Ansässigkeiten" gliederten sich auf in:
48 Bauern, 24 Söllner, 36 Hulden, 24 Kurialisten.
Die ältesten Häuser der Gemeinde standen bis 1944 in der Bahnstraße von Nummer 17 (Mollner Heinrich) bis zum Hause Nr. 35 (Michlits Matthias). Dieser Teil wird noch heute gesprächsweise die "Sechsunddreißigergasse" genannt. Da es 36 Hulden gab, nannten die Leute diese Gasse "Sechsunddreißigergasse". Am 8. Juli 1944 brannten die mit Rohr gedeckten Häuser der "Sechsunddreißigergasse" vollkommen nieder. Der Brand entstand durch Kriegseinwirkung.
Noch heute bezeichnen die Bewohner die ganze Bahnstraße als die "Huldengasse".
Entwicklung der einzelnen Gassen nach dem Stande vom Jahre 1952
Hauptstraße - 73 Häuser
Sie wird von den Bewohnern noch heute "Bauerngasse" genannt, da sich hier die Häuser der Bauern befinden. Die Häuser 57 - 69 (linke Hauptstraße, die am Ortsausgang nach Tadten stehen, waren unter der Bezeichnung "Untere Söllnergasse" bekannt. In der Mitte der breiten Hauptstraße steht die Mariensäule und der Glockenturm.
In einer Kanonika Visitatio, welche aus dem Jahre 1761 stammt, steht folgende Notiz: "Außer dem Turm an der Kirche, welcher im Jahre 1760 erbaut wurde, besteht mitten in der Gemeinde ein Glockenturm aus Holz. In diesem hängen zwei Glocken, eine mit 80 kg und eine mit 60 kg."
In einer späteren Aufzeichnung heißt es: "Der Turm, mitten in der Gemeinde, wurde im Jahre 1784 aus Mitteln der Gemeinde unter dem Richter Johann Unger errichtet. Im selben Jahre wurde auch eine große Glocke von den Wohltätern Johann Stadler, Georg Koppy, Paul Lang und Johann Koppi gespendet."
Nach Aussagen älterer Leute ist die Errichtung des Glockenturmes darauf zurückzuführen, dass die erste Kirche keinen Turm hatte und man deshalb mitten in der Gemeinde für die Glocken einen einfachen Holzturm aufstellte. An den Glockenturm angebaut befand sich ein Spritzenhaus, welches ein Löschgerät enthielt. Vom Turm gegen Tadten zu war mitten im Dorfe ein Großer Teich, der bei den Löscharbeiten bei dem Großfeuer im Jahre 1881 sehr gute Dienste leistete.
Am 7. Juli 1881 brach im Hause Hauptstraße Nr. 49 zur Zeit des Schnittes ein Brand aus. Das Feuer fand an den durch die Hitze ausgedörrten Rohrdächern reichliche Nahrung und in kurzer Zeit waren fast alle Häuser beider Zeilen der Hauptstraße und die ganze Salidergasse niedergebrannt. Obwohl die Bevölkerung tüchtig zugriff, um das Feuer zu löschen, reichten die damaligen Löschgeräte nicht aus. Man erzählt noch heute von dieser furchtbaren Katastrophe.
Wo heute die Mariensäule steht, befand sich ein großer Gemeindekeller, der später zugeschüttet wurde.
Anschließend an die Hauptstraße liegt die Kirchengasse mit 22 Häusern
Sie wurde früher als die "Obere Söllnergasse" genannt. Diese Hausplätze sollen angeblich den damaligen Söldner zugeteilt worden sein, die dann die Gasse stufenförmig anlegten. Alle Häuser hatten nach Pamhagen zu ein kleines Seitenfenster, um den eventuell herannahenden Feind gleich bemerken zu können. Hier wohnen noch heute fast ausschließlich zwei Besitzer ein einem Hause, die man als "Halbwirte" bezeichnet.
Die heutige Wassergasse mit 11 Häusern hieß früher "Krotengasse". Einst drang hier das Wasser öfter bei Regenwetter in die Häuser, welche sehr tief lagen, ein. Kröten und Schlamm blieb zurück, daher der wenig einladende Name. Im Jahre 1842 brannte die Wassergasse vom Gasthaus Unger Heinrich bis zum Hause Kirchkopf ab.
Rosengasse - 55 Häuser
Einst befanden sich hier die Roßgärten der Bauern. Diese waren Gärten mit Akazienbeständen, in denen die Pferde weideten. Der Name Rosengasse stellt also eine willkürliche Änderung von "Roß" auf "Rose" dar. Um 1850 begann man hier mit dem Bau der ersten Häuser und 1938 war die Gasse ganz ausgebaut. Hier befinden sich die ältesten Häuser. Diese sind hauptsächlich "gsatzte" Häuser.
Bahnstraße - 98 Häuser
Wie schon einmal erwähnt, hieß diese Gasse früher Huldengasse. Bis zum Jahre 1919 war in der Bahnstraße das Haus Nr. 66 des Bauern Johann Fink das Letzte. Von diesem Jahr an wurde die Bahnstraße auf der linken Seite allmählich bis zum Bahnhof ausgebaut. Bereits 1934 war die rechte Seite bis zum Hause Sack Franz vollständig. Im Jahre 1919 reichten die Häuser der linken Seite bis zum Herrschaftshause (Besitzer Fürst Eszterhazy). 1930 befand sich vom Herrschaftshaus bis zur Bahnstation noch eine große Schottergrube. Im selben Jahr begann man mit dem Zuschütten dieser Grube, die Gemeindeeigentum war. 1936 standen hier schon einige Häuser und füllten diese Kluft aus. Da diese Straße zur Bahnstation führt, erhielt sie den offiziellen Namen Bahnstraße.
Salidergasse - 13 Häuser
Diese Gasse gehört zu den ältesten Gassen in der Ortschaft. Salpetersalz war in den Jahren 1830 - 1850 ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung des Schießpulvers. Die Regierung bestellte in jeder Gegend, wo Salpeter vorkam, einen Beauftragten, der nach Salpeter forschte. Der in Wallern eingesetzte hieß Heil. Er hatte das Recht, auf jedem Grundstück, sogar in einem Wohnraum, nach Salpeter zu suchen. Die salpeterhältige Erde wurde in großen Kesseln gekocht. Die obere Schicht wurde abgeschöpft, getrocknet und daraus entstand das Salpetersalz. Das Sudhaus war in der jetzigen Salidergasse Nr. 6. Seit dieser Zeit blieb der Name Salidergasse erhalten.
Angergasse - 41 Häuser
Vor 1919 war der Platz, wo heute bereits 41 Häuser stehen, ein Spiel- und Gänseweideplatz. Während der Osterfeiertage zog jung und alt dort hin und unterhielt sich vergnügt bis zum hereinbrechenden Abend. 1919 verkaufte die Urbarialgemeinde auf dem Anger Hausplätze und man begann die linke Häuserreihe anzulegen. 1945 war diese bereits vollendet und man begann mit dem Bau der gegenüberliegenden Häuserreihe.
Feldgasse - 11 Häuser
Dieser Teil war einst Gemeindebesitz und hieß verlängerte Salidergasse. 1922 begann Stefan Schwarzbauer mit dem Bau des ersten Hauses in der neuen Gasse.
Quergasse - 9 Häuser
Einst befand sich an diesem Platze eine Schottergrube, die zeitweise mit Wasser gefüllt war. Lustig tummelten sich die Buben im Sommer in diesem Wasser. 1908 wurde der Gemeindebesitz an Arbeiter verkauft, die die Grube allmählich zuschütteten. Bald, nachdem im selben Jahre Nikolaus Deutsch das erste Haus errichtete, erstand ein Haus nach dem anderen. Da die Gasse quer zur Hauptrichtung der Rosengasse und Bahnstraße verläuft, erhielt sie den Namen Quergasse.
Mittelgasse - 16 Häuser
Dieser Platz gehörte früher zu den Roßgärten.
Weideweg - 7 Häuser
Ein Rückwanderer aus Amerika, Tschida, ließ hier mit seinem ersparten Gelde das erste Haus (heute Fenk Anton) erbauen. Da hier täglich das Vieh zur Weide vorbeigetrieben wurde, erhielt die Gasse den Namen.
Mühlgasse - 10 Häuser
1930 erbaute hier ebenfalls ein Rückwanderer aus Amerika (Frank Andreas) das erste Haus. Der Platz war einst ein Ablagerungsort für das Heu der Bauern. Man nannte diese kleinen Stücke der Bauern "Heulegn". Landarbeiter kauften später diesen Platz und bauten hier ihre Häuser.
Einschicht - 4 Häuser
Familie Wimmer erbaute 1930 das erste Haus in dieser Gasse, die mit Recht die Bezeichnung Einschicht führt, da sie abseits des Dorfes liegt.
Schlachthausgasse - 3 Häuser
Dieser Teil war früher Bauern- und Gemeindebesitz. 1935 wurde das Schlachthaus (heute Wohnung des Haschek Josef) erbaut, nachdem die Gasse ihren Namen führt.
Bahnlände - 5 Häuser
Hier befand sich eine Schottergrube mit Lehmvorkommen. Die früher verwendeten Kotziegel wurden hier geschlagen. 1943 wurde das erste Haus von Böröcz erbaut, nachdem die Schottergrube zugeschüttet wurde.
Pamhagenerstraße
1945 kauften hier die Leute den ehemaligen Gemeinde- und Pfarrbesitz auf. Noch im selben Jahr begann hier Alexander Haider mit dem Bau des ersten Hauses in dieser neuen Gasse. Vorwiegend bauten die "Abbrandler" aus der Sechsunddreißigergasse hier ihre Häuser. Die Häuser befinden sich neben der Straße, die nach Pamhagen führt, daher der Name.
Am Anger - 2 Häuser
Einst war hier ein Spielplatz, wie in der Angergasse. Thüringer Franz baute hier das erste Haus im Jahre 1950.
Bis zum Jahre 1930 hatten unsere Gassen und Straßen keine offiziellen Bezeichnungen, sondern nur Hausnummern. Die Orientierung war äußerst schwer, da die Häuser nach ihrer Erbauung fortlaufend nummeriert wurden. Es kam daher oft vor, dass Nachbarhäuser weit entfernte Nummern aufwiesen. Im Jahre 1930 erhielten die Gassen von Amts wegen ihre Bezeichnungen.
Einen für die Landschaft charakteristischen Anblick verleiht der "Kotsee". Er füllt sich in wasserreichen Jahren und reicht oft bis zu den ersten Häusern der Angergasse. Die Bezeichnung hat er deshalb, weil in weniger feuchten Jahren wirklich ein Kotsee ist.
Gegenüber der Kirche liegt in einer deutlichen Senke der Kirchenteich, der stets viel Wasser hat und in den der Wasserabfluss von der Kirchen- und Wassergasse mündet. An heißen Tagen wird er von den Kindern als Badeplatz benützt. Er hat auch vielfach als Pferdeschwemme Verwendung. Die Hauptnutznießer sind die großen Scharen von Gänsen.
Im Jahre 1820 reichte das Wasser bis zu den Scheunen der Hauptstraße. Ein Zillenweg führte hinunter in den Waasen, von wo die Leute das Heu brachten.
Am Ortsausgang nach Tadten liegt der "Gatterteicht" (Gartenteich). Er trocknet äußerst selten aus und dient hauptsächlich der Gänse- und Entenzucht. Weil er in der Nähe von Gärten liegt, hat er diesen Namen.
Der "Langerteicht", deshalb so genannt, weil er an das Gehöft des Bauern Lang, jetzt Rauchwarter, anschließt.
Wo die Verbindungsstraße zwischen Bahnstraße und Rosengasse, gegenüber dem Milchgenossenschaftsgebäude liegt, war bis 1922 der "Mollnerteicht", genannt nach dem Anrainer Mollner Heinrich.
Der "Leirerteicht" wurde in den Jahren um 1920 zugeschüttet. Auf dem Platz stehen jetzt die Häuser Bahnstraße 10 (Frank Viktor) bis Nr. 18 (Michlitsch Friedrich).